
Nach dem Eklat beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2015 kehrt noch keine Ruhe in die Sache ein. Der Sieger der Zuschauerabstimmung, Andreas Kümmert, hatte nach seiner Wahl am Donnerstagabend überraschend seinen Verzicht auf die Teilnahme am Finale in Wien erklärt. "Ich bin nicht wirklich in der Verfassung, diese Wahl anzunehmen", sagte der 28-Jährige. Stattdessen startet nun die Zweitplatzierte, Ann Sophie.
Der Verzicht Andreas Kümmerts ist in der deutschen Eurovisiongeschichte beispiellos. Der Sänger begründete seine Entscheidung am Ende der Show in Hannover damit, dass er glaube, dass er es nicht so gut könne wie die von ihm in der Zuschauerabstimmung bezwungene Ann Sophie. "Ich denke einfach, dass sie einfach viel qualifizierter und geeigneter ist. Ich bin ein kleiner Sänger", sagte Kümmert. In der Sendung war lediglich bekannt geworden, dass der Sänger mit hohem Fieber zum Vorentscheid angetreten war.
Die Entscheidung des Sängers löste beim Publikum Erstaunen und Empörung aus, es gab zahlreiche Buhrufe. In dieser aufgewühlten Stimmung erklärte die Moderatorin Barbara Schöneberger die Sängerin Ann Sophie zur deutschen Teilnehmerin des Eurovision Song Contest in Wien. "Du fährst jetzt nach Wien", sagte Schöneberger ohne weitere Absprache mit den ARD-Verantwortlichen.

Deutschland wird in Wien nun also von Ann Sophie vertreten. Sie wird mit ihrem Song "Black Smoke", geschrieben von Michael Harwood, Ella McMahon und Tonino Speciale, im Finale am 23. Mai antreten.
"Ann Sophie ist eine gute und würdige Vertreterin Deutschlands zum 60. Geburtstag des Eurovision Song Contest. Vielen Dank an alle Künstlerinnen und Künstler, die auf der Bühne in Hannover ihr Bestes gegeben haben. Andreas Kümmert hat sich die Seele aus dem Leib gesungen, und das Publikum hat ihn dafür geliebt. Er wollte unbedingt beim Vorentscheid dabei sein und hat in der Show gemerkt, dass er es nicht kann. Das ist schade - für die Zuschauer, für die Anrufer und für ihn. Es ist wie beim Sport: Wenn ein Olympiasieger seine Goldmedaille zurückgibt, gibt es einen neuen Träger der Medaille.", so Thomas Schreiber, ARD-Unterhaltungskoordinator.
In den im Vergleich zum Vorjahr verkürzten Votingphasen gab es insgesamt 1,54 Millionen Anrufe und SMS. Im letzten Votingdurchgang entschieden sich 78,7 Prozent der Voter für Andreas Kümmert, 21,3 Prozent für Ann Sophie.
3,20 Millionen Zuschauer haben am Donnerstagabend im Ersten die Show "Unser Song für Österreich" verfolgt. Der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen lag bei 11,0 Prozent, insgesamt betrug er 10,3 Prozent. In der Spitze schalteten 4,38 Millionen Zuschauer ein.
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Andreas hat seine Entscheidung, nicht am ESC-Finale teilnehmen zu wollen, alleine gefällt. Genauso wie alle anderen Beteiligten hat sie auch uns unvorbereitet getroffen. Der ESC war Andreas' Wunsch und eine wahre Herzensangelegenheit für ihn. Für dieses Ziel hat er in den vergangenen Monaten hart gearbeitet und u.a. zwei neue Songs geschrieben. Umso schwerer muss es ihm gestern Abend gefallen sein, auf seine Teilnahme am Finale in Wien zu verzichten. Wir bedauern seinen Schritt, respektieren ihn aber und werden Andreas in dieser nicht einfachen Situation auch weiterhin bestmöglich unterstützen.Das Sendungsteam hatte bei der Vorbereitung auf die Show alle möglichen Szenarien durchgespielt wie z. B. Unfälle, Krankheiten etc. "Für den abstrakten und unerwarteten Ausfall eines Kandidaten war vor der Show über das Prinzip des Nachrückens gesprochen worden. Daher gab es eine Entscheidungsgrundlage und -freiheit für Barbara Schöneberger", heißt es in einer Pressemitteilung des NDR.
Mit Ann Sophie wird eine großartige Künstlerin nach Wien reisen, die sich ihr Ticket mehr als verdient hat. Sie wird Deutschland beim 60. Jubiläum des ESC hervorragend vertreten. Wir freuen uns auf die intensive Zusammenarbeit mit ihr genauso wie auf unsere weiteren, gemeinsamen Projekte mit Andreas.
Jetzt wünschen wir Ann Sophie aber erst einmal viel Erfolg in Wien und uns allen ein spannendes ESC-Finale im Mai!
Der Protest gegen die Entscheidung wird nicht erfolgreich sein. Der ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber ließ keinen Zweifel daran, dass Ann Sophie für Deutschland singt. "Ja, wir haben ein Ergebnis, wir haben eine Siegerin", sagte Schreiber nach der Show vor Journalisten.
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